Die toxische Seite der Solarpanels

Neue Züricher Zeitung: 31.01.2023

Die toxische Seite der Solarpanels – Sonnenenergie soll die Welt retten, doch sie verursacht gigantische neue Probleme

https://www.nzz.ch/meinung/solarstrom-er-ist-dreckiger-als-viele-denken-ld.1723091

Die Energiewende muss alle Faktoren einbeziehen. Dazu gehört auch der Ressourcenverbrauch. Rechnet man ihn mit, steht die Kernkraft auf einmal viel besser da. Von Walter Rüegg (Walter Rüegg war an der ETH als Kern- und Teilchenphysiker tätig und arbeitete anschliessend in der ABB auf dem Gebiet der Energietechnik.31.01.2023)

Hier die wichtigsten Punkte des Artikels in der Zusammenfassung:

  1. Um gleich viel Strom zu erzeugen wie ein Kernkraftwerk, müssen wir die Sonnenenergie auf einer Fläche von 50 bis 100 Millionen Quadratmetern einfangen. Die Folge: ein Rohstoffbedarf, der je nach Material bis hundertmal höher liegt. Um das Problem des «Flatterstroms» zu umgehen, müssen bei ungenügender Stromproduktion Ersatzsysteme mit zusätzlichen Kosten, zusätzlichem Rohstoffbedarf und zusätzlichen CO2-Emissionen einspringen.
  2. Zum Rohstoffverbrauch: Ein kritisches Element ist Kupfer. Der Kupferbergbau erzeugt die grössten Mengen toxischer Abfälle auf diesem Planeten. Derzeit werden die weltweiten abbauwürdigen Kupfervorräte auf 870 Millionen Tonnen geschätzt. Der jährliche Kupferbedarf beträgt 28 Millionen, Recycling deckt heute etwa 30 Prozent davon ab. Auf ein einzelnes Solarmodul entfallen gut 1 Kilogramm Kupfer – und etwa 200 Kilogramm Bergbauschlämme. Diese Schlämme, Tailings genannt, bestehen aus fein vermahltem Erz, aufgelöst in starken Säuren, Basen oder anderen Lösungsmitteln. Diese Brühe enthält viel Arsen, Cadmium, Quecksilber, Blei und andere Schwermetalle.
  3. Auf jeden Fall schneidet die PV heute in den Ökobilanzen schlechter ab als die Kernkraft. Besonders erstaunlich: Vergleicht man die «solaren» Bergbauabfälle mit den nuklearen Abfällen, so zeigt eine einfache Abschätzung, dass die Giftmengen, umgerechnet auf den produzierten Strom, ähnlich gross sind – pro Gigawattstunde rund 50 000 tödliche Dosen. Der Unterschied: Nach einigen hundert Jahren sind in den strahlenden Abfällen nur noch 5000 Giftdosen vorhanden, und sie zerfallen weiter.
  4. Die Bergbauschlämme hingegen werden selbst in Industrieländern meist in riesigen offenen Staubecken gelagert, teilweise auch direkt in Flüsse «entsorgt» – mehrheitlich in fernen Ländern. Kaum zu glauben: Etwa 1 Million Quadratkilometer wird heute von den Bergbauabfällen belegt, eine Fläche, die 24-mal so gross ist wie die Schweiz.
  5. Um Ressourcen und Finanzen zu schonen, sollten wir Solar- und Windanlagen nicht bei uns, sondern vorwiegend dort bauen, wo es Sonne und Wind in Hülle und Fülle gibt. Photovoltaik-Grossanlagen im Wüstengürtel benötigen (bei gleicher Stromerzeugung) kaum ein Drittel der Rohstoffe und kosten nur einen Bruchteil. Trotzdem: Die Naturgesetze verhindern, dass die Stromerzeugung mittels Photovoltaik und Wind je so zuverlässig und ressourcenschonend sein wird wie die Kern- oder Wasserkraft.
  6. Der gewaltige Ausbau der fossilen Energien beruht auf der Zuverlässigkeit solcher Anlagen, siehe das Beispiel mit dem Benzinaggregat. Dieser Ausbau zeigt auch, dass mit vorwiegend Sonnen- und Windkraft ein Stromnetz nicht zuverlässig und wirtschaftlich betrieben werden kann. Und schon gar nicht in unserem sonnen- und windarmen Land mit einem grossen Winterloch. Die Welt wird nicht um einen grösseren Ausbau der Kernkraft herumkommen.